Bd. 44 Nr. 44 (2019): ZdF Nr. 44/2019
Der Mauerfall ist nun ebenso so lange Vergangenheit wie 1975 das Ende des Zweiten Weltkriegs. Wer damals unter 30 war und den Alten nicht traute, mag sich erinnern in welche Ferne 1975 das Kriegsende gerückt war und welche Themen auf der Erregungsskala ganz oben standen. Wer weiß heute noch, warum es in der Bundesrepublik Berufsverbote gab und nicht nur in der DDR. Kein Wunder also, daß für heute unter 30-Jährigen der Mauerfall trotz medialer Präsenz ein Ereignis aus grauer Vorzeit ist. Die meisten Zeitgenossen der großen Umwälzung von 1989 erlebten die weitgehend friedliche Überwindung der europäischen und deut-schen Teilung als persönliche und weltgeschichtliche Zäsur, die für Osteuropas eine Befreiung aus der kommunistischen Vormundschaft nach sich zog und Prag wieder in die Mitte Europas rückte. Mit der Zäsur von 1989/90 endete nicht nur die Nachkriegszeit, sondern auch der von Lenin ausgerufene Weltbürgerkrieg. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe widmet sich der Vorgeschichte und den Folgen der friedlichen Revolution.