Bd. 9 Nr. 9 (2000): ZdF Nr. 9/2000
Erinnern ist zunächst ein individueller Vorgang. Die Erinnerung wird erst allgemein und zum Bestandteil eines öffentlichen Gedächtnisses, nachdem sie vielschichtige und mehrdimensionale Kommunikationsprozesse durchlaufen hat und in den Status der historischen Überlieferung oder gar Tradition gehoben wurde. Historisches kann, bevor es der Geschichts- und Politikwissenschaft in die Hände fällt, um kanonisiert zu werden, im einfachen Von-Mund-zu-Mund Erzählen aufbewahrt sein, in den Erlebniswelten kleiner Gemeinden oder auch hinter den Mauern unzugänglicher Archivfestungen. Aus dem Reich unserer Erinnerunungen kann uns niemand vertreiben, schrieb Jean Paul. Aber erst wenn das in den individuellen Gedächtnissen aufbewahrte Wissen über die Vergangenheit miteinander in Beziehung tritt, entsteht Geschichte. Die 9. Ausgabe der ZdF widmet sich diesem Thema.